Hallo!
Eine enge Freundin von mir leidet seit einiger Zeit an Magersucht. Inzwischen ist es so schlimm, dass ihr Leben bedroht ist. Sie sieht aber nicht, dass sie ein Problem/eine Krankheit hat und will überhaupt keine Hilfe annehmen. Ich weiß nicht mehr weiter... was kann ich tun um ihr zu helfen? Wie kann ich ihr deutlich machen, dass sie Hilfe braucht?
Freundin mit Magersucht
Hallo gwilwileth,
deiner Freundin scheint es gar nicht gut zu gehen und es ist sicher schwer für dich, zu sehen wie schlecht es ihr geht. Wie alt ist denn deine Freundin? Gibt es auch andere außer dir, die von ihrer Magersucht wissen?
Um von einer Essstörung loszukommen ist es wichtig, professionelle Unterstützung zu bekommen, also eine Therapie zu machen. Ein gestörtes Essverhalten hält sich oft sehr hartnäckig und ist nichts, was „einfach so“ wieder verändert werden kann, dazu braucht es Unterstützung. Je nachdem wie ernst der Gesundheitszustand ist, kann es auch sein, dass ein Klinikaufenthalt nötig ist. Das kann am besten eine Ärztin oder ein Arzt einschätzen.
Es ist gut, in Ruhe mit deiner Freundin zu sprechen und ihr zu sagen, dass du siehst, dass es ihr nicht gut geht und dass du dir Sorgen machst. Sei ruhig ehrlich zu ihr. Du kannst sie ermutigen, eine Ärztin, Therapeutin oder eine Beratungsstelle aufzusuchen.
Du schreibst aber auch, dass sie im Moment noch nicht sieht, dass sie Hilfe braucht. Oft ist es so, dass Betroffene länger brauchen um zu diesem Punkt zu gelangen als ihnen nahestehende Menschen. Das macht ein sehr hilfloses Gefühl. Trotzdem ist es wichtig, dass sie selbst sieht, dass sie Hilfe braucht, denn nur dann wird sie bereit sein, diese auch anzunehmen! Ansonsten kannst du als Freundin vor allem eins tun: ihre Freundin sein und ein offenes Ohr für sie haben. Ebenso wichtig ist aber, dass du auch schaust, wie es dir damit geht und wann du dich vielleicht abgrenzen möchtest. Weißt du, was ich meine? Hilft dir das etwas weiter?
Herzliche Grüße aus dem Mädchenhaus Bremen
Hallo,
sie ist 21 Jahre alt. Es wissen inzwischen sehr viele ihrer Freunde Bescheid, mit einigen habe ich auch schon sehr viel darüber gesprochen, wir können uns also untereinander beraten und unterstützen. Aber die meisten ignorieren es, und von denen die ihr helfen möchten wendet sie sich ab. Ich denke mal, das gehört zur Krankheit dazu?
Sie war zwischenzeitlich kurz in einer Klinik, ist aber nach einer Woche wieder gegangen, weil sie sich dort nicht wohl gefühlt hat und hat gesagt, sie könne es zuhause schaffen. Dabei will sie die Krankheit im Moment ja eigentlich gar nicht bekämpfen. Bei einer Therapeutin ist sie auch, die hilft ihr aber scheinbar nicht so wie sie es bräuchte.
Ich möchte sehr gerne mit ihr darüber sprechen, aber es ist schwer an sie ranzukommen und ich habe große Angst etwas falsches zu sagen und es damit noch schlimmer zu machen. Vielleicht braucht sie aber tatsächlich mal jemanden, der ganz ehrlich zu ihr ist? Bisher wird es ja weitestgehend ignoriert bzw. sie wird mit Samthandschuhen angefasst, was eindeutig nicht hilft... Ich würde gerne versuchen sie "wachzurütteln", befürchte aber dass es nach hinten losgehen könnte.
Hallo gwilwileth,
auch wenn du im Moment keine Verbesserung durch die Therapie erkennen kannst, ist es gut, dass deine Freundin professionelle Hilfe hat und die Therapeutin ihren Zustand mit im Blick hat! Was genau macht dir so große Sorgen und den Eindruck, dass ihr Zustand lebensbedrohlich ist?
Wie Betroffene mit einer Essstörung umgehen, kann sehr unterschiedlich sein. Es ist aber oft so, dass sie nicht gerne darüber sprechen und eher abwehrend reagieren, zum Beispiel weil sie selbst die Kontrolle behalten möchten oder auch, weil sie sich schuldig fühlen oder schämen. Ich kann gut nachvollziehen, dass du das Gefühl hast, die Freundin wachrütteln zu wollen. Aber das geht nicht! Du kannst von dir sprechen und ihr sagen, wie es dir mit der Situation geht, aber von der Essstörung wegkommen muss sie alleine bzw. mit Unterstützung ihrer Therapeutin. Erkennen und verstehen, dass sie Hilfe braucht, ist ein Prozess, der Zeit braucht. Sie unternimmt bereits etwas, aber in ihrem eigenen Tempo. Das kann sich von außen betrachtet leider manchmal sehr, sehr langsam anfühlen und hilflos machen. Vielleicht möchtest du auch einmal in Ruhe darüber sprechen, wie es dir damit geht. Wir können gerne in der Safe Area oder telefonisch (0421 3365444) einen Termin hier in der Beratungsstelle vereinbaren, wenn du das möchtest!
Herzliche Grüße aus dem Mädchenhaus Bremen