Hallo,
mein 'bester Freund' hat vor knapp zwei Jahren mehrfach versucht mich zu vergewaltigen (wir haben keinen Kontakt mehr). Ich habe seitdem versucht die Vorfälle runterzuspielen und sie einfach zu vergessen. Mittlerweile bin ich jedoch der Ansicht, dass ich mich dem stellen muss und nicht mehr davor weglaufen sollte. Ich habe zwar mit ein paar Freunden darüber geredet, allerdings habe ich auch diesen immer gesagt, dass er es ja nicht so gemeint haben wird und ihn irgendwie schon verteidigt. Mir wurden zwar keine Vorwürfe gemacht, aber ich mache mir selbst welche und spiele es deshalb immer runter. Obwohl es jetzt schon so lange her ist, kommen die Erinnerungen zwischendurch immer mal wieder und lassen mich einfach nicht los. Es ist eine große Erleichterung, dass wir keinen Kontakt mehr haben, trotzdem kann ich es nicht komplett vergessen. Ich dachte zwischendurch, dass es einfach meine Vergangenheit ist, aber ich habe immer mal wieder flashbacks und habe einfach das Gefühl, dass es mich immer verfolgen wird. Wenn ich es versuche zu verdrängen, geht es eigentlich (rede ich mir zumindest ein). Ich merke langsam aber, dass ich mich eigentlich damit auseinandersetzen möchte und womöglich einfach diese Jahre gebraucht habe, bis ich mich jetzt auch aktiv damit befassen möchte.
sexueller Übergriff
Hallo hana1,
vielen Dank für deine Nachricht.
Es ist sehr mutig, dass du dich an die Onlineberatung wendest!
Da aktuell keine Mädchen* oder jungen Frauen* im offenen Forum unterwegs sind, antworten wir dir nun auf deinen Beitrag.
Was du schreibst, ist sehr bewegend. Es ist absolut nicht in Ordnung, dass dein ehemals bester Freund dir sexualisierte Gewalt angetan hat. Und es ist super, dass du dir nun Unterstützung holst!
Ich kann mir gut vorstellen, dass dich die Situation sehr belastet. Da es sich bei dem Täter um deinen besten Freund gehandelt hat, ist es für dich sicher noch ungreifbarer, was passiert ist.
Wenn Ereignisse für die Psyche zu überfordernd sind, findet sie verschiedene Wege, um damit irgendwie umgehen zu können. Oft wird das Erlebte dann zunächst verdrängt, wie du es auch beschreibst. Das Erlebte kann dann in Form von "Symptomen", manchmal auch erst Jahre nach dem Erlebnis, auftauchen. Es kommt dann in sich aufdrängenden, vllt brockenhafte Erinnerungen ins Bewusstsein und sucht sich einen Weg an die Oberfläche.
Es ist sehr gut, dass ihr keinen Kontakt mehr habt und du hier schreibst.
Mit diesen Belastungen musst du nicht allein zurechtkommen.
Wir können gerne einen Termin bei uns in der Beratungsstelle im Mädchenhaus abmachen, uns kennenlernen und in Ruhe schauen, welche Hilfe für dich gut passt. Schreibe uns dafür gerne hier über die Onlineberatung oder melde dich telefonisch (0421-33 65 444).
Falls du lieber direkt eine Psychotherapie machen willst, kannst du auf der Internetseite psych-info.de gut Therapeut_innen in der deine Nähe suchen.
Alles Gute für dich und herzliche Grüße aus dem Mädchenhaus in Bremen.
Hallo,
tut mir leid für die späte Antwort. Ich habe mich die letzten Wochen wieder sehr zurückgeworfen gefühlt und war erneut nicht bereit mich weiter mit meinen Problemen auseinanderzusetzen. Allerdings staut sich dadurch dann immer alles bei mir an und überkommt mich dann irgendwann und das war jetzt wieder gestern der Fall. Ich würde sehr gerne einen neuen Termin machen und diesen ersten Schritt gehen.
Liebe Grüße
Liebe hana1,
danke für deine Antwort.
Es ist total gut, dass du dich erneut meldest. Es ist wichtig, zu schauen, wann ein Organismus in welchem Ausmaß die Kapazitäten hat, sich mit unangenehmen bzw. traumatisierenden Ereignissen auseinanderzusetzen. Das braucht oft einfach Zeit, die sich jeder Mensch nehmen darf.
Wir werden dir in der safe area Terminvorschläge schreiben.
Herzliche Grüße,
Anna Langheim