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Wer bin ich? / Identität

Identität hat viel damit zu tun, wie wir uns verorten. Wer wir sind und was nicht, wie wir uns verhalten und wo wir das Gefühl haben, dazu zu gehören. Das muss nicht immer gleich bleiben, es gibt bestimmte Zugehörigkeiten, die man ein Leben lang empfindet, andere wechseln im Laufe des Lebens. Manche Eigenschaften und Gefühle bleiben gleich oder werden auch stärker, andere verändern sich oder wir legen sie ganz ab. Darüber nachzudenken, wer du bist und wer du sein möchtest, was dich prägt und beeinflusst, kann bereichernd sein und manchmal tun sich neue Blickwinkel auf, über die du vorher noch nie nachgedacht hat.

Was heißt hier eigentlich „normal“?

Wenn Menschen darüber nachdenken, wer sie sind und was sie machen, stellen sie sich oft die Frage, ob sie und ihr Verhalten eigentlich „normal“ sind.
Dabei kann das Wort „normal“ ganz Unterschiedliches bedeuten und auch unterschiedlich wirken. Zum Einen kann es wichtig sein zu spüren, dass die eigenen Reaktionen auf etwas, das du erlebst, ganz „normal“ sind. Es kann gut tun, zu erleben, dass andere Mädchen* ähnlich empfinden und reagieren wie du.
Gleichzeitig kann es Druck machen und auch verletzend sein, wenn bestimmte Gegebenheiten oder Reaktionen als „normal“ vorausgesetzt werden. Schnell stellt man sich die Frage, wieso man eben nicht so reagiert oder ist, wie andere es erwarten, oder fühlt sich als Außenseiterin*. Hier findest du einige Themen, die in diesem Zusammenhang bedeutsam sein können. Wenn dich aber ganz Anderes beschäftigt, schreib gerne im Forum oder auch in der Safe Area. Jeder Mensch ist anders und du hast das Recht, mit den Themen, die dich beschäftigen, gehört zu werden.

Wo gehöre ich hin? Bin ich Teil einer Familie?

Jedes Mädchen* wünscht sich einen Ort, an dem es sich wohl fühlt, einen Ort, an dem es „zu Hause“ ist. Für viele Mädchen* gibt es gar nicht die eine Familie, in der sie zu Hause sind. Vielleicht haben sich deine Eltern getrennt und du hast nun zwei Kinderzimmer und zwei Orte, die du dein Zuhause nennst. Vielleicht lebst du als Pflegekind oder als Adoptivtochter in einer Familie und das ist dein Zuhause. Oder du wohnst in einer Jugendhilfeeinrichtung und besuchst deine Eltern manchmal am Wochenende.
Es gibt viele Arten, wie man als Mädchen* groß werden kann. Wichtig ist, dass du dich an dem Ort, an dem du lebst, wohl fühlst, dass es dir dort gut geht und sich jemand um dich kümmert.
Wenn du Fragen hast, dann darfst du dir Rat holen. Wenn du dich manchmal unwohl fühlst, dann ist es gut, wenn du anderen darüber berichtest, wie es dir geht. Das kann dir und den Menschen, mit denen du zusammen lebst, helfen, wieder gut miteinander auszukommen. Du kannst uns hier in der Onlineberatung schreiben oder in die Beratungsstelle vom Mädchenhaus Bremen kommen.

Was bedeutet Migrationshintergrund?

Das Wort Migrantin bedeutet eigentlich, dass jemand von einem Ort zum anderen wandert. Politisch sind damit alle gemeint, die von einem Staat in einen anderen Staat gezogen sind. In dem Land, aus dem sie kommen, sind sie Emigranten/Auswanderer, in dem Land, in das sie gezogen sind, sind sie Immigranten/Einwanderer. Menschen in den nachfolgenden Generationen, die selbst in Deutschland geboren wurden, haben dann einen so genannten „Migrationshintergrund“
Menschen sind meistens von der Kultur und von der Religion geprägt, in der sie groß geworden sind. Oft nehmen sie diese auch mit, wenn sie in einem anderen Land leben wollen oder müssen. So kommt es, dass in einer Stadt Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen, mit verschiedenen Muttersprachen und Gewohnheiten zusammen leben.
Vielleicht bist du selbst in einem anderen Land geboren und erst vor einiger Zeit nach Deutschland gezogen. Oder deine Eltern kommen ursprünglich aus einem anderen Land und du erlebst zu Hause täglich, wie es ist, mit zwei Sprachen zu leben.
Es kann sein, dass du dich manchmal hin und her gerissen fühlst, dass du bestimmte Dinge aus deiner Heimat oder der Heimat deiner Familie vermisst. Vielleicht gibt es aber auch Dinge in der Kultur deiner Eltern, die du nicht magst. Du hast ein Recht darauf, dass es dir gut geht, dass du die Dinge machen darfst, die dir wichtig sind.
Du hast ein Recht auf Schule und Ausbildung. Du hast ein Recht darauf, deine eigene Zukunft zu planen. Vielleicht magst du dich mit anderen Mädchen* austauschen, die auch in zwei Kulturen groß werden, dann kannst du hier im Offenen Forum schreiben oder du kannst dich von den Mitarbeiterinnen* vom Mädchenhaus Bremen beraten lassen

Es gibt viele Seiten im Internet, die sich mit der Situation und möglichen Schwierigkeiten von Menschen mit Migartionshintergrund beschäftigen. Einige haben wir hier ausgewählt:

www.zwangsheirat-nrw.de die Onlineberatung vom Mädchenhaus Bielefeld e.V.
www.jmd4you.de Onlineberatung des Jugendmigrationsdienstes für jugendliche MigrantInnen
www.hennamond.de Persönliche, telefonische und Online-Beratung zu folgenden Themen: Häusliche/Familiäre Gewalt, Zwangsheirat, Ehrenmord, Integration, Frauenhandel, Zwangsprostitution, Genitalverstümmelung, Homosexualität, Kopftuch, Religion

 

Was bedeutet „girls of color“? Was sind „weiße Deutsche“?

Der Begriff „people of color“ ist eine Selbstbezeichnung von vielen Menschen, die Rassismus erfahren. Das heißt, dass sie aufgrund ihrer familiären Herkunft (Migrationshintergrund) oder ihrer Hautfarbe abgewertet oder ausgegrenzt werden. „People of color“ ist englisch, wird aber auch im Deutschen als feststehender Begriff benutzt und nicht übersetzt. Der Begriff drückt auch aus, dass zum Beispiel in Deutschland weiße deutsche Menschen nicht von Rassismus betroffen sind. Das soll deutlich machen, dass es eben auch schwarze Deutsche gibt, oder Deutsche mit Migrationshintergrund, die häufig von weißen Deutschen als „Ausländer“ bezeichnet werden. Auch das ist bereits rassistisch, denn es ist eine Form der Ausgrenzung.
Vielen weißen deutschen Menschen ist kaum bewusst, was es eigentlich bedeutet, täglich mit rassistischen Verhaltensweisen konfrontiert zu sein und die wenigsten denken darüber nach, wie sie selbst dazu beitragen. Es gibt eine „Norm“, nämlich weiß und deutsch zu sein, und die wird oft einfach vorausgesetzt und damit werden andere Menschen immer wieder verletzt und ausgeschlossen.
Hast du Erfahrungen gemacht, auf Grund deiner Hautfarbe oder dem Migrationshintergrund deiner Familie anders behandelt zu werden?  Möchtest du dazu mit anderen Mädchen* im Forum schreiben? Oder bist du ein weißes deutsches Mädchen* und möchtest dich zu diesem Thema mit anderen Mädchen* austauschen?
Dann kannst du hier im Offenen Forum schreiben oder du kannst dich von den Mitarbeiterinnen* vom Mädchenhaus Bremen beraten lassen.

Armut

Viele Familien in Deutschland verfügen nicht über genug Geld, um ein gesundes Leben zu führen und um an den Angeboten unserer Gesellschaft teilnehmen zu können. Es gibt Eltern, die jeden Tag arbeiten gehen und trotzdem so wenig verdienen, dass zu Hause immer gespart werden muss. Es gibt Mütter und Väter, die arbeitslos sind oder von Hartz IV leben müssen. Dann kann es sein, dass das Geld nicht für Geburtstagsgeschenke oder Klassenfahrten reicht.
Viele Kinder werden in armen Familien groß und schämen sich für ihr Armsein. Sie versuchen, ihre Armut zu verbergen. Sie laden keine Freund*innen nach Hause ein, sie erfinden Ausreden, warum sie nicht zum Geburtstagsfest oder Klassenausflug kommen können. Sie schämen sich für die kostengünstige Kleidung, die sie tragen müssen. Ihnen ist es unangenehm, wenn Mitschülerinnen oder Lehrerinnen sehen, wie ihre Eltern gekleidet sind.
Armut ist kein persönliches Problem, Armut ist ein gesellschaftliches Problem. Nicht diejenigen, die von Armut betroffen sind müssen sich schämen, sondern der Gesellschaft muss es peinlich sein, dass in unserer Mitte Menschen in Armut leben müssen.
Auch in Deutschland sind immer noch besonders Kinder und Frauen von Armut betroffen. Viele alleinerziehende Mütter leben unterhalb der Armutsgrenze. Berufe, die für Mädchen* und Frauen* typisch sind, wie Frisörin, Verkäuferin und Kassiererin werden oft so schlecht bezahlt, dass das Geld trotz der Arbeit nicht immer zum Leben reicht.
Kennst du solche Situationen oder Gedanken aus deinem Alltag oder aus dem Leben deiner Freundinnen oder Mitschülerinnen? Wenn du magst, kannst du dich hier im Offenen Forum ganz anonym mit anderen Mädchen* dazu austauschen, Wenn du Fragen hast oder Unterstützung benötigst, dann kannst du dich über die Safe Area an die Mitarbeiterinnen* der Anlauf- und Beratungsstelle vom Mädchenhaus Bremen wenden.


Im Internet gibt es viele interessante Seiten zum Thema Armut, Frauenarmut und Armut bei Kindern und Jugendlichen:

 

 

Religion und Glaube

Viele Mädchen*, werden in Familien groß, die durch den Glauben der Eltern geprägt sind. Es ist selbstverständlich, die religiösen Feiertage einzuhalten, an Gemeindeveranstaltungen teilzunehmen, regelmäßig in den Gottesdienst, in die Moschee oder in die Synagoge zu gehen. Es kann ein gutes und beruhigendes Gefühl sein, sich in dem eigenen Glauben zu Hause zu fühlen. Es kann aber auch sein, dass du Fragen hast und manchmal an bestimmten Dingen in deinem Glauben zweifelst.
Andere Mädchen* kommen aus Familien, für die Religion und Glauben nie ein Thema war und haben nun eine Gemeinde, eine Religionsform oder eine andere Form von Spiritualität für sich entdeckt. Es kann sein, dass deine Eltern und Freund*innen dich darin unterstützen; es kann aber auch sein, dass sie ablehnend und irritiert reagieren.
Jeder Mensch darf an das glauben, was für sie oder ihn stimmt, was sich gut und richtig anfühlt. Trotzdem kommt es oft im Kontakt mit anderen Menschen zu Unverständnis und Konflikten, wenn es um Religion und Glauben geht. Kennst du das von dir, dass du dich austauschen willst über deine Fragen zu Gott oder zum Glauben und nicht weißt mit wem? Hier kannst du im Offenen Forum erfahren, was andere Mädchen* dazu denken oder in der Safe Area dich von den Mitarbeiterinnen der Anlauf- und Beratungsstelle vom Mädchenhaus Bremen beraten lassen.

www.remid.de die Seite des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes e. V.

Sexuelle Orientierung

Es gibt viele Möglichkeiten, nahe Kontakte und Beziehungen zu anderen in befriedigender Weise zu (er)leben. Für die meisten Menschen gehören diejenigen, mit denen sie Verliebtheit und/oder Sexualität leben, zu den wichtigsten Personen in ihrem Leben.
Du kannst mit Mädchen* und Frauen* zusammen sein (lesbisch leben), mit Jungs* und Männern* (heterosexuell) oder auch mal mit Mädchen*, mal mit Jungs* (bisexuell). Das erotische Empfinden ist sehr unterschiedlich und in der Regel unabhängig von dem Geschlecht des Gegenüber (oder findet eine Hetero-Frau* etwa jeden Mann* attraktiv?!).

Vielleicht bemerkst du auch, dass du gar kein Verlangen nach sexueller Intimität hast (asexuell). Das bedeutet nicht, dass du dir nicht vielleicht eine romantische Beziehung wünscht oder andere Menschen schön findest. Nur an sexuellen Handlungen selbst hast du kein Interesse.

Manche Mädchen* haben auch gar kein Interesse an romantischen Beziehungen (aromantisch).

Dies war nur ein kleiner Einblick - es gibt auch noch einige andere Formen, Sexualität und romantische Beziehungen zu leben.

Vielleicht weißt du auch einfach noch nicht, was für dich das Richtige ist, und lässt deshalb offen, ob du lesbisch, hetero-, bi- oder asexuell oder aromantisch leben möchtest. Jede Lebensweise ist in Ordnung – entscheidend ist, dass du und dein*e Partner*in einverstanden seid und ihr das Gleiche wollt.
Es ist sehr unterschiedlich, wie wichtig einem Menschen die Benennung der sexuellen Orientierung ist. Für manche ist es sehr wichtig, einen Begriff zu haben für das, was sie „sind“ und sie wollen auch, dass die Partnerin bzw. der Partner sich klar benennt. Andere lassen es für sich und auch die Partnerin/ den Partner offen, ob sie sich einer Gruppe zuordnen wollen oder nicht.
Es geht darum herauszufinden was für dich stimmig ist, was sich gut anfühlt. Manche wissen das sehr schnell, andere brauchen viele Jahre oder lassen ihr Leben lang offen, wie sie sich bezeichnen wollen.

Viele Mädchen* haben weniger Probleme mit sich selbst und ihrer sexuellen Orientierung, sondern viel mehr mit ihrem Umfeld. Sie haben Angst davor, von Eltern oder Freund_innen abgelehnt zu werden. Viele werden auch tatsächlich unter Druck gesetzt, bedroht, kontrolliert, geschlagen oder in ihrer Freiheit eingeschränkt. Jede Jugendliche* darf in Deutschland ihre Kontakte selbst wählen und sich bis zu gesetzlich festgelegten Uhrzeiten frei draußen bewegen (siehe Infobox Kinderrechte).
Andere Jugendliche haben weniger Angst vor ihren Eltern als vielmehr vor Ablehnung in der Schule oder am Arbeitsplatz, wenn sie offen zeigen, dass sie dem gesellschaftlich geforderten heterosexuellen Bild nicht entsprechen.
Manchmal können all diese Ängste, Unsicherheiten und Fragen zu schaffen machen und deine Lebensfreude vielleicht stark beeinträchtigen. Du kannst dich bei allen Fragen, Themen, Problemen rund um das Thema sexuelle Lebensform jederzeit über den geschützten Bereich der Safe Area hier in der Onlineberatung an uns wenden oder dich mit anderen Mädchen* im Offenen Forum austauschen.

www.gorizi.de ein bundesweites Portal für junge Lesben des Frauenzentrum Mainz e.V.
www.lambda-online.de der LesBiSchwule Jugendverband in Deutschland
www.youngandqueer.de Informationen und Chattberatung
www.lueneburg.schlau-nds.de/girlslovegirls.pdf Broschüre für alle Mädchen, die wissen möchten, was es mit dem lesbisch sein auf sich hat
www.spinnboden.de Lesbenarchiv und Bibliothek Berlin
www.lsvd.de die Seite des Lesben- und Schwulenverband in Deutschland
www.berlin.lsvd.de/projekte/miles/ Beratung für lesbische und schwule Migrant_innen und ihr Angehörigen

Was heißt es ein „richtiges Mädchen“ zu sein?

Die nächsten drei Beiträge drehen sich rund um die eigene Geschlechtszugehörigkeit oder auch darum, sich  gar keinem Geschlecht zurodnen zu wollen. Wenn es um normative Rollenzuschreibungen geht, haben wir auf ein * hinter hinter Mädchen und Frauen, Jungen und Männern verzichtet.

 

Unsere Gesellschaft teilt Menschen in zwei große Gruppen ein: Frauen und Männer. Schon im Kindergarten und in der Grundschule lernen Kinder, was als „typisch Mädchen“ und was als „typisch Junge“ bezeichnet wird. Alle erwarten, dass jeder Mensch in genau eine dieser beiden Kategorien passt.  Tatsächlich ist es aber so, dass fast alle Menschen mehr oder weniger davon abweichen und deswegen sehr viel damit beschäftigt sind, ein "richtiger" Mann oder eine "richtige" Frau zu sein. Es kommt dann zu solchen Gedanken wie "habe ich zu wenig Brust, um eine richtige Frau zu sein" oder "bin ich zu vorlaut, um ein richtiges Mädchen zu sein?" oder auch "ein richtiger Junge kennt keinen Schmerz oder darf nicht weinen" oder "Jungs müssen stark sein". Die Folge ist ein großer Druck, immer das Richtige zu tun. Das macht auf Dauer oft unglücklich und häufig auch krank.
Es gibt immer mehr Menschen, die diese Einteilung mit ihren klaren Vorstellungen dazu ablehnen. Menschen, die sich weder ausschließlich als Mann noch als Frau verstehen wollen, sondern unabhängig von diesen Einteilungen leben wollen. Viele Menschen in unserer Gesellschaft reagieren aber auch abwehrend und abwertend darauf, wenn jemand sich in keine Geschlechtergruppe einordnen will. Sie sind verunsichert, wenn an ihrer Normalität gerüttelt wird und reagieren mitunter sogar gewalttätig.
Wenn du dir Gedanken zu diesem Thema machst, wenn du selbst manchmal unsicher oder genervt bist oder auch schon negative Erfahrungen gemacht hast, dann such dir Menschen, die du magst, mit denen du dich austauschen kannst, die dich verstehen und unterstützen. Gerne darfst du uns auch hier in der Onlineberatung schreiben, dir im geschützten Bereich der Safe Area Unterstützung von den Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle holen oder dich im Offenen Forum mit anderen Mädchen* austauschen.

http://maedchenmannschaft.net ein Gemeinschaftsblog junger Feministinnen

Geschlechterdurcheinander

Es kann eine große Erleichterung sein, nicht mehr auf all die Dinge festgeschrieben zu werden, die eine Frau sein soll. Es kann sich eine größere Vielfalt entwickeln. Viele Menschen empfinden das als sehr befreiend und bereichernd. Es erfordert aber auch oft viel Mut und Kraft, sich gegen die gesellschaftliche „Normalität“ zu positionieren. Das fängt schon dabei an, sich mal anders durch die Straßen zu bewegen. Vielen Mädchen fällt es zum Beispiel schwer so auf und ab zu laufen, wie es viele Jungen tun oder einfach mal laut zu schreien – andere schämen sich dafür, dass sie das ganz selbstverständlich tun. Wichtig ist das Recht auf Selbstbestimmung: dass jede Person selbst entscheiden kann, wie sie sich geschlechtlich verortet. Dabei werden sehr unterschiedliche Selbstbezeichnungen gewählt: manche bezeichnen sich als transgender, andere als transidentitär, manche als queer, wieder andere als transsexuell oder einfach trans u.v.m.. Menschen, deren Körper bei der Geburt von den vorgegebenen biologischen Geschlechterregeln abweicht, die also nicht eindeutig als Junge oder Mädchen einzuordnen sind, nennen sich häufig intersexuell. Heute gibt es viele Intersexuelle, die für ihre Rechte kämpfen. Sie möchten so anerkannt werden, wie sie sind und nicht zwanghaft in ein Geschlechterbild gepresst werden.
Wenn du dir Gedanken zu diesen Themen machst, wenn du Austausch möchtest oder Fragen hast, dann such dir Menschen, die du magst, mit denen du reden kannst, die dich verstehen und unterstützen. Gerne darfst du uns auch hier in der Onlineberatung schreiben, dir im geschützten Bereich der Safe Area Unterstützung von den Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle holen oder dich im Offenen Forum mit anderen Mädchen* austauschen.

www.meingeschlecht.de Das Portal für junge Trans* Inter* und genderqueere Menschen

Geschlechtsidentität

Es gibt Mädchen* und Jungen, die schon als Kinder oder während der Pubertät feststellen, dass sie sich in ihrem Körper und mit ihrem Geschlecht nicht wohl fühlen. Menschen, die sich wünschen, mit einem anderen Geschlecht auf die Welt gekommen zu sein, die gerne anders wahrgenommen werden wollen, die am liebsten ihr Geschlecht tauschen würden. Es gibt Mädchen*, die ganz sicher sind, dass sie als Junge leben wollen und es gibt Jungen, für die klar ist, dass sie als Mädchen* leben wollen.
Meistens ist dies eine langsame und oft auch komplizierte Entwicklung. Jugendliche sind oft verwirrt und ratlos, wenn sie dieses Bedürfnis in sich spüren. Freund_innen, Eltern und Angehörige sind oft irritiert und wissen nicht, wie sie reagieren sollen. Sie und andere Menschen in unserer Gesellschaft reagieren zum Teil auch abwehrend und abwertend.

Wenn du dir solche Gedanken machst oder schon Erfahrungen gemacht hast, über die du reden möchtest, sprich mit anderen darüber, suche dir Menschen, die dich verstehen und unterstützen. Vielleicht hilft dir auch der Austausch mit anderen hier im Offenen Forum oder eine Beratung in der Safe Area.

 
Hier ein kleiner Überblick über die Bezeichnung verschiedener Geschlechtsidentitäten:
 
intergeschlechtlich oder inter* sind Selbstbezeichnungen von Personen, deren Geschlechtsmerkmale (anatomisch, chromo-somal und/oder hormonell) von der medizinischen Norm ‚weiblicher‘ oder ‚männlicher‘ Körper abweichen. Die Geschlechtsidentität intergeschlechtlicher Menschen kann, muss aber nicht, inter* sein. Sie können auch eine männliche, weibliche oder andere Geschlechtsidentität haben.
 
trans, trans*, transgender oder transident sind Selbstbezeichnungen von Menschen, deren Geschlecht nicht oder nur teilweise dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Trans Personen können eine weibliche, männliche oder jede andere Geschlechtsidentität haben.
Transsexuell und intersexuell sind Begriffe, die kritisiert werden, weil sie pathologisierend verwendet werden und die Endung „-sexuell“ irreführend ist, da es um Geschlecht und nicht um sexuelle Orientierung geht. Manche Personen verwenden die Begriffe aber als Selbstbezeichnung.
 
nicht-binär (oder non-binary) ist eine Selbstbezeichnung von Personen, die sich außerhalb der binären Geschlechterordnung verorten, die also weder (nur) weiblich, noch (nur) männlich sind. Sie können z.B. beides oder dazwischen sein. Oder sie haben ein anderes Geschlecht oder eines, das sich immer wieder verändert.

 

(aus der Broschüre: trans. inter*. nicht-binär. Lehr- und Lernräume an Hochschulen geschlechterreflektiert gestalten, Wien 2019)

In Deutschland gibt es Gesetze, die die Geschlechtszuordnung versuchen zu regeln: Jeder Mensch muss von Geburt an einem Geschlecht zugeordnet werden. Wer das Geschlecht offiziell wechseln möchte, muss bestimmte Bedingungen erfüllen, die im Transsexuellengesetz benannt werden. Seit Ende 2018 haben intersexuelle Menschen in Deutschland die Möglichkeit, beim Eintrag ins Personenstandsregister außer den Geschlechtern „männlich“ und „weiblich“ auch die Option „divers“ zu wählen, die sogenannte „Dritte Option“.

Um nachträglich eine Anpassung des Personenstandes in „divers“ vornehmen zu können, muss ein medizinischer Nachweis erbracht werden, der eine sogenannte „Variante der Geschlechtsentwicklung“ attestiert. Der Gesetzgeber beabsichtigt mit der ärztlichen Attestierung - die von vielen Inter*- und Trans*-Verbänden heftig kritisiert wurde - den Eintrag „divers“ ausschließlich von körperlichen Geschlechtsmerkmalen abhängig zu machen. Ausnahmsweise kann alternativ eine eidesstattliche Versicherung ausreichend sein. Die subjektive Geschlechtsidentität soll bei der Personenstandsänderung nach dem Willen des Gesetzgebers jedoch keine Rolle spielen dürfen.

Der Gesetzgeber hat bei der Schaffung der „Dritten Option“ somit trans*-geschlechtliche bzw. nicht-binäre Personen in der Gesetzesbegründung ausdrücklich ausgeschlossen.

(Antidiskriminierungsstelle des Bundes)

In manchen anderen Kulturen hingegen gibt es schon immer mehr als zwei Geschlechter und die Zuordnung findet anhand anderer Kriterien statt.